Vom Prüfstand VII (P-VII) der Heeresversuchsanstalt Peenemünde hob am 03. Oktober 1942 um 15:58 Uhr MEZ die erste von Menschenhand gefertigte Rakete ab und erreichte mit 85 km Höhe den Weltraum (je nach Definition). Der Prüfstand VII wird daher auch die "Wiege der Raumfahrt" genannt. Die A4-Rakete mit der Nummer V-4 flog 296 Sekunden und stürzte nach 190 km in die Ostsee.
Der Prüfstand VII war die wichtigste Abschussrampe für A4-Raketen auf dem Peenemünder Haken und wurde daher entsprechend ausgebaut. Ein ca. 150 x 100 m großer Ringwall umfasste den Startplatz der Raketen. Diese wurden in einer Montagehalle per Zug angeliefert, innerhalb dieser aufgerichtet, montiert und dann mittels Transporttürmen zunächst über eine Schiebebühne Richtung Erdwalleingang geschoben. Dort wechselte der Prüfturm seine Richtung zum inneren des Erdwalls, bis er über der Abgasschurre in seine Endposition gebracht wurde. Über der mit Wasser gekühlten Abgasschurre wurden die Triebwerke testweise gestartet. Die letztliche Startpositon befand sich neben der Abgasschurre, von welcher aus die V2-Raketen von Abschusstischen gestartet wurden. Der Start erfolgte über den Leitstandbunker, welcher in den Erdwall eingelassen war, quasi der Vorläufer aller heutigen Leitstände bei Raketenstarts.
Vom gesamten Areal sind noch einige Überbleibsel zu sehen. Fast alles wurde gesprengt und somit vollständig zerstört. Zum Beispiel ist von der 32 m hohen Montagehalle nur noch ein großer Schutthaufen vorhanden. Zu sehen sind noch teilweise die Grundmauern sowie Reste der Werksbahnschienen, welche durch die Halle führten. Die Abgasschurre ist heute vollständig mit Wasser gefüllt und ebenfalls gesprengt. Die Ausmaße sind aber gut zu erkennen. Am Startplatz selbst befindet sich noch ein Hydrant, welcher auf alten Fotos auch zu sehen ist. Zudem wurde ein Denkmalstein mit der Aufschrift "Abschußstelle der A4-Raketen" aufgestellt. Der Leitstandbunker ist ebenfalls gesprengt worden und nur durch eine Senke und die vielen Bruchstücke im Erdwall zu erkennen.
Zum Prüfstand VII gelangt man am besten über einen alten Weg durch das Sperrgebiet. Dieser beginnt gegenüber der alten Hauptwache, verschlossen durch eine Schranke. Folgt man diesem Weg, welcher nach einem ersten Knick nordwestlich verläuft, dann aber nach ca. 2.2 km einen Bogen in nordöstliche Richtung macht, erreicht man nach ca. 2.8 km auf der linken Seite den Prüfstand VII. Der Peenemünder Haken im Norden der Insel Usedom ist wie gesagt Sperrgebiet. Zahlreiche Warnschilder weisen darauf hin. Laut den angetroffenen sehr netten Forstmitarbeitern sind aber doch recht häufig Personen im Sperrgebiet unterwegs, um die zahlreichen Reste der Anlagen zu besuchen. Leider sind auch viele dabei, die überall herumsondeln und etwaige Teile als V2-Teile verkaufen.
Ich habe versucht, den Prüfstand VII in einer Grafik grob darzustellen, um die Fotos zuordnen zu können. Diese ist nicht maßstabsgetreu und evtl. nicht vollständig. Ein Modell der Anlage kann im Museum in Peenemünde besichtigt werden.
Auf diesem Foto ist der heute noch vorhandene Hydrant sehr gut zu erkennen (unten links):
Rundgang über den Prüfstand VII
Die roten Pfeile zeigen den Standort und die Richtung der Fotografie an.
Startplatz der A4-Rakete - Prüfstand VII
Koordinaten: N54 10.103 E13 48.025
Abgasschurre - Prüfstand VII
Koordinaten: N54 10.118 E13 48.017
Montagehalle - Prüfstand VII
Koordinaten: N54 10.015 E13 48.065
Leitstandbunker - Prüfstand VII
Koordinaten: N54 10.086 E13 48.101
Brunnenhaus und Trafostation - Prüfstand VII
Koordinaten: N54 10.145 E13 48.045
Erdwall - Prüfstand VII
Werksbahn - Prüfstand VII
Unterirdische Kanäle - Prüfstand VII
Bombentrichter - Prüfstand VII